Eine Reise in den Norden – Spitzbergen

Erst flogen wir von München nach Oslo, dann hatten wir 10 Stunden Aufenthalt in Oslo bis es weiter von dort aus nach Longyearbyen ging, doch jetzt haben wir endlich unser Ziel erreicht!
Es ist halb zwei Uhr Nachts und die Sonne scheint – was für ein merkwürdiges Gefühl!
Nachdem wir mit Mühe unser Gepäck von jeweils 40kg aufgeschultert haben, müssen wir nur mehr ein kleines Stück gehen um den Campingplatz „Longyearbyen Camping“, auf dem wir die nächsten zwei Wochen verbringen werden, zu erreichen. Jetzt noch das Zelt aufbauen, die Schlafsachen auspacken und die Augen schließen…

So in etwa hat die Ankunftsnacht von Andreas Hattinger und mir ausgesehen. Andreas und ich haben uns schon letztes Jahr dazu entschlossen eine Fotoreise nach Spitzbergen zu unternehmen. Spitzbergen ist eine norwegische Inselgruppe, knappe 1000 Kilometer vom norwegischen Festland entfernt. Die Hauptstadt Spitzbergens oder auch Svalbards heißt Longyearbyen, früher wurde dort fleißig Steinkohle abgebaut wie in fast allen Städten Spitzbergens (Heutzutage ist noch eine Mine, die hauptsächlich für das Kohlekraftwerk Longyearbyens dient, in Betrieb). Die Stadt ist nur mehr 1300 Kilometer vom Nordpol entfernt und hat etwa 2000 Einwohner. Die monatliche Durchschnittstemperatur im Sommer beträgt dort zwischen 5,9°C und 4,7°C, und das obwohl im Sommer die Sonne 24h am Tag über dem Horizont ist (Im Winter andersrum). Über die Hälfte des Archipels ist mit Gletschern bedeckt. Wegen Gefahr von „Eisbärangriffen“ ist es ausserhalb Longyearbyens Pflicht, ein Gewehr und eine Signalpistole mit sich zu führen…
Warum also sollte man Urlaub in Spitzbergen machen?!?, so fragten mich viele Leute, als ich von meinem Vorhaben erzählte.
Dazu erkläre ich meine Beweggründe:
Zum einen ist es natürlich ein Reiz den Urlaub so zu gestallten, wie es wohl wenige tun. An diesen Punkt knüpft mein nächster, denn ich möchte einzigartiges erleben. Zu Einzigartigkeit zählt für mich auch, mit wie vielen Touristen ich meine Erlebnisse teilen muss, und das sind in Spitzbergen denkbar wenige. Das macht die Natur dort zu einem unberührten Fleckchen auf unserem Planeten – Nirgendwo sind Wälder oder Felder in Form von Monokulturen oder ähnlichem angelegt, ebenso ist es dort mit der Infrastruktur. Nahezu alleine in Mitten unglaublicher Naturwunder zu stehen stellte ich mir einfach toll vor! Aber Hauptmotivation sind natürlich die Bilder, die man sich als Fotograf im Kopf ausmalt. Dazu zählen Polarfüchse im Gegenlicht, Rentiere in der Mitternachtssonne, Gletscher und vieles mehr. Zudem findet man im Internet fast nur Eisbärenbilder und Bilder von der Winterlandschaft, also keine Bilder vom Sommer! – Das machte die Sache gleich viel spannender!

Genug der Worte sind gewechselt, jetzt kommt es zum spannenden Teil.
Am 4. August also flogen wir nach Longyearbyen, dort übernachteten wir zwei Wochen im Zelt auf einem Campingplatz. In den zwei Wochen sind wir sehr viel gewandert, meistens die gleichen Strecken. Ausserdem haben wir ein paar geführte Touren gemacht. Wir haben uns dagegen entschieden ein Gewehr auszuleihen und haben uns den Einschränkungen von Ort hingegeben – was sich allerdings als Unklug erwiesen hat. Dennoch gab es auch mit den Einschränkungen genügend Motive!
Unseren Tagesrhythmus haben wir so gerichtet, dass wir von ca. 11 Uhr Mittags bis 2-4 Uhr Nachts zum Fotografieren unterwegs waren und in der restlichen Zeit geschlafen haben.

Stadt Longyearbyen:
Um von dem Campingplatz in der Nähe des Flughafens in die Stadt (also zu Einkaufsläden, Internet, Touristeninfo…) zu gelangen benötigt man zu Fuß eine gute Dreiviertelstunde „one-way“.

Pflanzen:
Pflanzen gedeihen natürlich nur sehr spärlich. Zu unserer Jahreszeit hatte es in Spitzbergen schon Anfang Herbst.

Landschaft:
Die Landschaftsbilder entstanden zum einen an der Küste zwischen dem Andventdalen (östlich von Longyearbyen) und dem Björndalen (westlich von dem Flughafen). Ausserdem haben wir eine Bootstour auf einem großen Schiff (ca. 100 Personen) zu dem Nordenskjöld-Gletscher und zu der verlassenen Kohlestadt Pyramiden unternommen. Und auch eine Tour auf einem kleinen Zodiak (ca. 10 Personen) vorbei an Vogelfelsen, zu dem Van Post-Gletscher bzw. Luna-Gletscher (Bei dieser Tour hatten wir das unbeschreiblich große Glück einen Eisbären zu sehen, siehe Säugetiere). Neben Bootsrundfahrten ließen wir uns von einem Guide über einen Bergrücken und durch Täler in der Nähe von Advent city (Gründungsort Longyearbyens) führen, wo landschaftlich einiges geboten war.

Säugetiere:
Säugetiere gibt es ungefähr sechs Arten auf Spitzbergen, das wäre das Rentier, ein paar Robbenarten, der Eisbär, der Polarfuchs, der Hund und der Mensch. Wobei der Polarfuchs mein absoluter Favorit ist!! Die Tiere sind von der Größe und von Verhalten mit aufgedrehten Katzen zu vergleichen, natürlich nicht so zutraulich. Die Füchse habe ich nur hyperaktiv erlebt, sie sind ununterbrochen am rumflitzen und rumspringen und das im zick-zack-Lauf.

Vögel:
Es gibt sehr viele Vögel dort im hohen Norden, doch fast alle sind Zugvögel. Das Schneehuhn ist die einzige Vogelart, die sowohl Winter als auch Sommer in Spitzbergen lebt.

Alles in Allem hat sich die Reise in den Norden echt gelohnt. Das war nicht mein letztes Mal Spitzbergen, so viel steht fest!
Natürlich nimmt man einige Strapazen auf sich, wie die Kälte oder die ständige Forderung der Aufmerksamkeit wegen Eisbären zum Beispiel. Auch ist es sehr unwegsames Terrain, das Wanderungen oft erschwert. Es gibt sehr viele sumpfige bzw. nasse Flächen, ebenso wie Felsen oder Geröllfelder, von den Gletschern ganz zu schweigen. Dabei darf man auch nie vergessen, dass man nur ein Gast in diesem Land ist. Dieses Land ist definitiv nicht für Menschen gemacht, die einzigen die hier schon lange zu Hause sind, sind Eisbären, Polarfüchse, usw.
Dennoch sind es schöne Erinnerungen und Bilder von dieser Reise und mit ein bisschen Einsicht und Rücksicht kommt man da oben ganz gut klar.

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